Dieser W. hat es in sich. In unanständiger Zahl und oft parallel verführt er mit seinen Briefen in Gestalt von Mails auf digitalen Partnerbörsen die Frauen. Spitzt die Feder und zeichnet mit Worten ein Bild von sich, das seine Wirkung nicht verfehlt. W. ist ein zwanghafter Schönschreiber, einer, der gezielt an verborgende Sehnsüchte rührt, aber wahrscheinlich auch ein hoffnungsloser Romantiker, auf der Suche nach den ganz grossen Gefühlen, die er nur schreibenderweise glaubt ausdrücken zu können. Und: W. ist eine Romanfigur. Entsprungen den weitläufigen Vorstellungsräumen des Meilemer Autors Daniel Sonder. Mit dem Buch «Der Schönschreiber» gibt er im Schweizer Arisverlag sein Romandebut.
Das Buchcover, es ist sehr schön übrigens, ziert ein Pfau. Was wollen Sie damit sagen?
Nun, der Pfau gilt ja weithin als Symbol der Eitelkeit und das wohl mit gutem Grunde. Haben Sie schon mal mitverfolgt, wie solch ein seltsames Wesen das Rad schlägt? Das ist eine Performance von geradezu grotesker Selbstgefälligkeit. Der Narzisst im Reich der Tiere... Und W. der Held des Buches hat wohl auch eine narzisstische Seite, ob das auch auf den Autor des Werks zutrifft, bleibt der Spekulation der Leser überlassen. Und natürlich gibt der Pfau auch einfach ein schönes Bild ab und funktioniert dadurch bestens als Blickfang. Durch die Penetranz der Eitelkeit erfährt die Faszination aber auch eine Brechung, welche zusätzlich ein Element des Misstrauens ins Spiel bringt. Das alles passt eigentlich ganz gut zum Inhalt des Buches.
Beim Lesen war ich mir nie sicher: Ist W. nun ein genialer Briefkünstler? Oder ist er nicht einfach Narzisst, der seinen Applaus sucht, ohne Rücksicht auf die Gefühle der Angeschriebenen? Sagen Sie es mir, wer ist W.?
Das ist eine Unsicherheit, die auch W. selbst beschäftigt. Nämlich, ob er bereit ist auch etwas von sich zu geben und echte Einblicke zu gewähren, oder ob er halt doch nur nach Applaus strebt, wobei ihm jedes Mittel recht ist… Ich denke, W. folgt einer tiefen Sehnsucht nach Authentizität, erkennt aber auch oder ahnt zumindest, dass die Sprache nicht so richtig taugt, diesem Verlangen zu genügen. Er versucht es immer wieder und je länger je kunstvoller, bloss um dabei das Eigentliche, zu dem es ihn letztlich hinzieht, mehr und mehr zu verfehlen. Das ist eine der Tragiken, der die Figur unterliegt.
Viele Erstlinge sind ja bekanntlich autobiografisch gefärbt, auch der Schönschreiber?
Ach, diese Frage wird wohl jedem Schriftsteller mindestens beim ersten Buch gestellt. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich halte die übergeordnete Frage, wie es denn überhaupt dazu kommt, das wissen zu wollen, für spannender. Hat es einen Einfluss auf das Leseerlebnis, als wie eng man die Beziehung sieht zwischen dem realen Leben des Autors und dem was er erzählt? Sie bemerken es, ich versuche Ihrer Frage auszuweichen. Das hat vielleicht eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Verhalten von W., wenn er, um nicht so richtig greifbar zu werden und schillernd zu bleiben, kaum je bereit ist die interessiert gewordenen Frauen im realen Leben auch zu treffen. Womit ich jetzt aber doch Ihre Frage ein Stück weit beantwortet habe.
An wen richtet sich das Buch? Was findet der Leser, die Leserin darin?
Das Buch richtet sich an Leute die gerne in schön Geschriebenem schwelgen. Aber auch an Frauen und genauso Männer mit Hang zur Wortgläubigkeit. Insbesondere an Opfer von Schönschreibereien. An RomantikerInnen ebenso wie ZynikerInnen und vor allem diejenigen, welche beides in sich vereinen. An Männer die Frauen schreibenderweise gefügig machen wollen und an Frauen die auf solche Männer nicht hereinfallen möchten. Dann ferner an Leute, die philosophischen Fragen nicht gänzlich abgeneigt sind und solche, die auch mal Dirty Talking mögen.
Und an alle übrigen natürlich auch.
Es ist ihr Erstling – aber sie selber haben schon ein ganzes Arbeitsleben hinter sich. Hatten Sie erst jetzt Zeit, einen Roman zu schreiben?
Nun, den Hang, Einfälle, Ideen, aber auch Erlebtes schriftlich festzuhalten habe ich schon lange. Vielleicht der Versuch, seinem Wesen nach Flüchtiges irgendwie zu bannen, oder banaler, auch nur die Eitelkeit, sich in wohlformulierten Texten eine Art Miniaturdenkmälchen zu setzen. So hat sich über die Jahre das eine oder andere angesammelt. Später kamen dann noch die im Zuge meiner Aktivitäten auf Partnerbörsen entstandenen Briefe hinzu. Ernsthaft ein Romanprojekt ins Auge gefasst habe ich aber erst nach meiner vorzeitigen Pensionierung. Der „Schönschreiber“ ist dann innerhalb etwa zwei Jahren entstanden, wobei sich Phasen konzentrierten Arbeitens ablösten mit solchen, in denen die Stimmung vorherrschte, dass aus dem Buch eh nichts würde. Zeiten während denen ich dann über Wochen auch nicht eine Zeile zu Papier brachte.
Dass es jetzt trotz allen Widrigkeiten vorliegt erfüllt mich natürlich mit einiger Genugtuung und Freude. Aber da ist auch eine gewisse Bangigkeit, ob das, was während langer Zeit gleichsam im stillen Kämmerchen Gestalt angenommen hat, draussen in der Welt auch würde bestehen können. Und ab und an der leise Zweifel, ob nicht doch vielleicht etwas zu viel an Persönlichem preisgegeben worden sei.
Das Buchcover, es ist sehr schön übrigens, ziert ein Pfau. Was wollen Sie damit sagen?
Nun, der Pfau gilt ja weithin als Symbol der Eitelkeit und das wohl mit gutem Grunde. Haben Sie schon mal mitverfolgt, wie solch ein seltsames Wesen das Rad schlägt? Das ist eine Performance von geradezu grotesker Selbstgefälligkeit. Der Narzisst im Reich der Tiere... Und W. der Held des Buches hat wohl auch eine narzisstische Seite, ob das auch auf den Autor des Werks zutrifft, bleibt der Spekulation der Leser überlassen. Und natürlich gibt der Pfau auch einfach ein schönes Bild ab und funktioniert dadurch bestens als Blickfang. Durch die Penetranz der Eitelkeit erfährt die Faszination aber auch eine Brechung, welche zusätzlich ein Element des Misstrauens ins Spiel bringt. Das alles passt eigentlich ganz gut zum Inhalt des Buches.
Beim Lesen war ich mir nie sicher: Ist W. nun ein genialer Briefkünstler? Oder ist er nicht einfach Narzisst, der seinen Applaus sucht, ohne Rücksicht auf die Gefühle der Angeschriebenen? Sagen Sie es mir, wer ist W.?
Das ist eine Unsicherheit, die auch W. selbst beschäftigt. Nämlich, ob er bereit ist auch etwas von sich zu geben und echte Einblicke zu gewähren, oder ob er halt doch nur nach Applaus strebt, wobei ihm jedes Mittel recht ist… Ich denke, W. folgt einer tiefen Sehnsucht nach Authentizität, erkennt aber auch oder ahnt zumindest, dass die Sprache nicht so richtig taugt, diesem Verlangen zu genügen. Er versucht es immer wieder und je länger je kunstvoller, bloss um dabei das Eigentliche, zu dem es ihn letztlich hinzieht, mehr und mehr zu verfehlen. Das ist eine der Tragiken, der die Figur unterliegt.
Viele Erstlinge sind ja bekanntlich autobiografisch gefärbt, auch der Schönschreiber?
Ach, diese Frage wird wohl jedem Schriftsteller mindestens beim ersten Buch gestellt. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich halte die übergeordnete Frage, wie es denn überhaupt dazu kommt, das wissen zu wollen, für spannender. Hat es einen Einfluss auf das Leseerlebnis, als wie eng man die Beziehung sieht zwischen dem realen Leben des Autors und dem was er erzählt? Sie bemerken es, ich versuche Ihrer Frage auszuweichen. Das hat vielleicht eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Verhalten von W., wenn er, um nicht so richtig greifbar zu werden und schillernd zu bleiben, kaum je bereit ist die interessiert gewordenen Frauen im realen Leben auch zu treffen. Womit ich jetzt aber doch Ihre Frage ein Stück weit beantwortet habe.
An wen richtet sich das Buch? Was findet der Leser, die Leserin darin?
Das Buch richtet sich an Leute die gerne in schön Geschriebenem schwelgen. Aber auch an Frauen und genauso Männer mit Hang zur Wortgläubigkeit. Insbesondere an Opfer von Schönschreibereien. An RomantikerInnen ebenso wie ZynikerInnen und vor allem diejenigen, welche beides in sich vereinen. An Männer die Frauen schreibenderweise gefügig machen wollen und an Frauen die auf solche Männer nicht hereinfallen möchten. Dann ferner an Leute, die philosophischen Fragen nicht gänzlich abgeneigt sind und solche, die auch mal Dirty Talking mögen.
Und an alle übrigen natürlich auch.
Es ist ihr Erstling – aber sie selber haben schon ein ganzes Arbeitsleben hinter sich. Hatten Sie erst jetzt Zeit, einen Roman zu schreiben?
Nun, den Hang, Einfälle, Ideen, aber auch Erlebtes schriftlich festzuhalten habe ich schon lange. Vielleicht der Versuch, seinem Wesen nach Flüchtiges irgendwie zu bannen, oder banaler, auch nur die Eitelkeit, sich in wohlformulierten Texten eine Art Miniaturdenkmälchen zu setzen. So hat sich über die Jahre das eine oder andere angesammelt. Später kamen dann noch die im Zuge meiner Aktivitäten auf Partnerbörsen entstandenen Briefe hinzu. Ernsthaft ein Romanprojekt ins Auge gefasst habe ich aber erst nach meiner vorzeitigen Pensionierung. Der „Schönschreiber“ ist dann innerhalb etwa zwei Jahren entstanden, wobei sich Phasen konzentrierten Arbeitens ablösten mit solchen, in denen die Stimmung vorherrschte, dass aus dem Buch eh nichts würde. Zeiten während denen ich dann über Wochen auch nicht eine Zeile zu Papier brachte.
Dass es jetzt trotz allen Widrigkeiten vorliegt erfüllt mich natürlich mit einiger Genugtuung und Freude. Aber da ist auch eine gewisse Bangigkeit, ob das, was während langer Zeit gleichsam im stillen Kämmerchen Gestalt angenommen hat, draussen in der Welt auch würde bestehen können. Und ab und an der leise Zweifel, ob nicht doch vielleicht etwas zu viel an Persönlichem preisgegeben worden sei.